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„Über euer scheiß Mittelmeer käm ich, wenn ich ein Turnschuh wär.“ (Liedtext der Band Die Goldenen Zitronen)

Eine Diskussion über den Migrationspakt der EU mit Tunesien stand am Beginn des Austauschs der Künstler*innen Belhassen Handous, Joanna Pianka und Tomash Schoiswohl. Im Juli 2023 unterzeichnete Tunesien mit der EU eine Vereinbarung, die dem nordafrikanischen Staat im Gegenzug für die Eindämmung der Süd-Nord-Migration unterschiedliche Zugeständnisse macht. Eine Strategie, die sich einreiht in die aktuelle Asyl- und Migrationspolitik der EU, wo Grenzen vorgelagert werden. So entstehen katastrophale Zustände für Menschen auf der Flucht, aber auch für Menschen vor Ort.

Nichtsdestotrotz machen sich Menschen auf den Weg nach Europa. Die Routen werden immer gefährlicher, die Boote unsicherer. Die Zahl der Toten im Mittelmeer steigt horrend. 

Das Ausstellungsprojekt OFF YOUR SHOES verknüpft die Themenfelder Migration und Verlust, Geschichte von Arbeit und Protest in Tunesien sowie in Österreich – Schuhe sind dabei ein roter Faden.

OFF YOUR SHOES heißt es, wenn Zufluchtsuchende an Bord eines Bootes gehen, aber auch im Ausstellungsraum – der Belhassen Handous während seiner Residency als erweiterter Wohnraum dient. Nur ohne Schuhe können Besucher*innen in die kollektiv gemachte Ausstellung eintauchen, Audio-Geschichten anhören, durch Grenzlandschaften wandern, in einer Videoarbeit dem Meerwasser lauschen und immer wieder über Schuhe stolpern. 

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Belhassen Handous arbeitet für die Ausstellung mit analogen Fotos, ritzt Wege von Migrant*innen aus Subsahara-Staaten in Filmstreifen und manipuliert im Internet gefundene Bilder, um poetische Landschaften zu schaffen. In einer Videoarbeit verbindet er Zeugnisse von Menschen auf der Flucht mit Aufnahmen des Mittelmeers, im Rhythmus der Wellen. 

Joanna Pianka zeigt in der Ausstellung eine neue Serie von Fotografien, die installativ in die Ausstellungsarchitektur integriert sind. Das durchgehende Motiv: im öffentlichen Raum aufgefundene Schuhe. Die Betrachter*innen sehen sich mit folgenden Fragen konfrontiert: In was für einer Situation lassen die Träger*innen ihre eigenen Schuhe draußen zurück? Was für Geschichten können uns die Schuhe erzählen?

Tomash Schoiswohl erarbeitet Hörgeschichten, die einerseits Aspekte der aktuellen EU-Migrationspolitik aufgreifen, andererseits in Form von fiktiven Dialogen historischen Ereignissen, wie dem Aufstand der Schustergesellen im frühen 18. Jahrhundert, der Errichtung des Linienwalls in Vororten von Wien oder der Hinrichtung von „Jacob Bock“ aus Angola nachgehen. Er zeigt dabei die unumgängliche Verbindung von Politik und Protest auf. Zudem schafft Tomash Schoiswohl Collagen aus ausgeschnittenen Zeitungsartikel, Zeitungsbildern und Zitaten – sie wandern in den öffentlichen Raum, versehen mit dem Schriftzug OFF YOUR SHOES.